Call Optionen verstehen – Einsatz | Vorteile | Risiken
Optionen sind ein mächtiges Instrument im Werkzeugkasten eines jeden Börsenhändlers.
Sie bieten die Möglichkeit, auf Preisbewegungen von Basiswerten zu setzen, ohne diese tatsächlich besitzen zu müssen.
Hierzu müssen wir Put Optionen verstehen, um sie gezielt einsetzen zu können.
In diesem Blogbeitrag wollen wir uns insbesondere mit Call Optionen beschäftigen. Wir erklären ihre Funktionsweise, beleuchten die Vor- und Nachteile und zeigen mithilfe von Gewinn- und Verlustgrafiken, wie diese Optionen in der Praxis wirken.
Was ist eine Call Option?
Eine Call-Option gibt dem Käufer das Recht, aber nicht die Pflicht, einen bestimmten Basiswert (z.B. eine Aktie) zu einem festgelegten Preis (dem Ausübungspreis) innerhalb eines bestimmten Zeitraums oder zu einem bestimmten Zeitpunkt zu kaufen.
Im Gegenzug für dieses Recht zahlt der Käufer eine Prämie an den Verkäufer (Stillhalter) der Option.
Funktionsweise einer Call Option
Kauf einer Call Option
– Der Käufer erwartet, dass der Preis des Basiswertes steigen wird.
– Er zahlt eine Prämie an den Verkäufer der Option.
– Wenn der Preis des Basiswertes über den Ausübungspreis steigt, kann der Käufer die Option ausüben und den Basiswert zum Ausübungspreis kaufen, wodurch er einen Gewinn erzielt.
Verkauf einer Call Option
– Der Verkäufer erwartet, dass der Preis des Basiswertes fallen wird oder stabil bleibt.
– Er erhält die Prämie vom Käufer der Option.
– Wenn der Preis des Basiswertes unter dem Ausübungspreis bleibt, verfällt die Option wertlos und der Verkäufer behält die Prämie.
Multiplikatoren bei Aktienoptionen
Der Multiplikator bei Aktienoptionen ist ein festgelegter Wert, der bestimmt, wie viele Aktien ein einziger Optionskontrakt repräsentiert. Standardmäßig repräsentiert ein Optionskontrakt 100 Aktien (Multiplikator 100). Dies bedeutet, dass die Preisänderungen der zugrunde liegenden Aktie mit dem Multiplikator multipliziert werden, um die tatsächlichen Auswirkungen auf den Optionspreis zu berechnen.
Beispielsweise, wenn der Preis einer Aktie um 1 € steigt und ein Call-Optionskontrakt auf diese Aktie einen Multiplikator von 100 hat, wird der Wert des Call-Optionskontrakts um 100€ steigen. Dieser Anstieg von 100 € erklärt sich aus der Multiplikation des Preisanstiegs der Aktie (1 €) mit dem Multiplikator (100). Es ist wichtig zu beachten, dass diese Berechnung unter der Annahme erfolgt, dass alle anderen Einflussfaktoren, wie die Volatilität der Aktie, die verbleibende Laufzeit der Option und die Zinssätze, konstant bleiben.
Dieses Verhalten zeigt die Hebelwirkung, die Optionskontrakte bieten. Eine kleine Bewegung im Preis der zugrunde liegenden Aktie kann zu einer viel größeren proportionalen Veränderung im Wert der Option führen, was sowohl erhebliche Gewinnchancen als auch Risiken mit sich bringt.
Gewinn- und Verlustprofile
Gewinn- und Verlustprofil einer Long Call Option (Kauf einer Call Option)
Das Gewinn- und Verlustprofil für den Käufer einer Call Option sieht wie folgt aus:
– Gewinn: Tritt ein, wenn der Kurs des Basiswertes über den Ausübungspreis minus die gezahlte Prämie steigt.
– Verlust: Beschränkt sich auf die gezahlte Prämie, wenn der Kurs des Basiswertes unter dem Ausübungspreis bleibt.
Gewinn- und Verlustprofil einer Short Call Option (Verkauf einer Call Option)
Das Gewinn- und Verlustprofil für den Verkäufer einer Call Option sieht wie folgt aus:
– Gewinn: Beschränkt sich auf die erhaltene Prämie, wenn der Kurs des Basiswertes unter dem Ausübungspreis bleibt.
– Verlust: Tritt ein, wenn der Kurs des Basiswertes unter den Ausübungspreis minus die erhaltene Prämie fällt. Der potenzielle Verlust ist theoretisch unbegrenzt, da der Kurs des Basiswertes stark ansteigen kann.
Vorteile beim Kauf von Call Optionen
- Begrenztes Risiko für Käufer: Der maximale Verlust ist auf die gezahlte Prämie begrenzt.
- Hedging: Call Optionen können genutzt werden, um bestehende Short Positionen abzusichern und das Risiko von Kursgewinnen zu minimieren.
- Gewinnchancen bei steigenden Kursen: Call Optionen bieten die Möglichkeit, von steigenden Kursen zu profitieren, ohne die Aktien, den ETF, Index o. Ä. direkt kaufen zu müssen.
Nachteile beim Kauf von Call Optionen
- Kosten: Der Käufer muss eine Prämie zahlen, die bei falscher Markterwartung verloren geht.
- Wahrscheinlichkeit: Du hast nur eine kleine Gewinnwahrscheinlichkeit und musst direktional richtig liegen.
- Zeitwertverlust: Der Wert einer Option kann mit der Zeit verfallen, was zu Verlusten führen kann, selbst wenn der Basiswert in die erwartete Richtung bewegt.
Vorteile beim Verkauf von Call Optionen
- Einnahme von Prämien: Beim Verkauf von Call Optionen erhält der Verkäufer sofort eine Prämie. Diese Prämie ist der maximale Gewinn, den der Verkäufer erzielen kann, unabhängig davon, wie sich der Basiswert entwickelt.
- Profit bei leicht steigenden, stabilen oder fallenden Kursen: Solange der Kurs des Basiswertes unter dem Ausübungspreis bleibt, verfällt die Call Option wertlos und der Verkäufer behält die gesamte Prämie als Gewinn.
- Flexibilität und strategische Nutzung: Der Verkauf von Call Optionen kann Teil einer größeren Strategie sein, wie bspw. das Schreiben von gedeckten (Cash Secured) Puts, um eine gewünschte Aktie zu einem günstigeren Preis zu erwerben, um sie nach dem Kauf der des Basiswerts über den Verkauf einer Call Option (Covered Call) zu „vermieten“.
- Hohe Gewinnwahrscheinlichkeit: Oft sind die Chancen für einen Gewinn beim Verkauf von Optionen bei 80-90%.
Nachteile beim Verkauf von Call Optionen
- Unbegrenztes Risiko: Der potenzielle Verlust beim Verkauf von Call Optionen ist theoretisch unbegrenzt. Wenn der Kurs des Basiswertes stark steigt, kann der Verkäufer gezwungen sein, den Basiswert zu einem Preis weit unter dem Marktpreis zu verkaufen und somit einen Verlust zu generieren.
- Erforderliche Margin: Der Verkauf von Call Optionen erfordert eine Margin, die vom Broker festgelegt wird. Dies bedeutet, dass der Verkäufer genügend Kapital auf seinem Konto haben muss, um potenzielle Verluste abzudecken. Diese Margin Anforderung ist oft deutlich höher als beim Kauf von Call Optionen.
- Begrenzter Gewinn: Der maximale Gewinn beim Verkauf von Call Optionen ist auf die erhaltene Prämie begrenzt, unabhängig davon, wie stark der Kurs des Basiswertes fällt.
Bear Call Spread – Abgesicherte Strategie
Ein Bear Call Spread ist eine abgesicherte Optionsstrategie, bei der ein Trader eine Call Option verkauft (Short Call) und gleichzeitig eine Call Option mit einem höheren Ausübungspreis kauft (Long Call). Diese Strategie wird angewendet, wenn der Trader moderat fallende oder seitwärts verlaufende Kurse erwartet und sein Risiko begrenzt halten möchte.
Funktionsweise eines Bear Call Spreads
- Short Call:
– Der Trader verkauft eine Call Option mit einem niedigeren Ausübungspreis.
– Der Trader erhält eine Prämie für den Verkauf der Option. - Long Put:
– Der Trader kauft gleichzeitig eine Call Option mit einem höheren Ausübungspreis.
– Der Trader zahlt eine Prämie für den Kauf der Option. Durch die Kombination dieser beiden Positionen wird das Risiko des Short Calls durch den Long Call begrenzt.
Beispiel für einen Bear Call Spread
Angenommen, eine Aktie wird derzeit bei 45 € gehandelt. Ein Trader erwartet, dass der Kurs der Aktie in den nächsten Monaten leicht fallen oder stabil bleiben wird. Er entscheidet sich für einen Bear Call Spread mit den folgenden Optionen:
– Short Call: Verkauf einer Call-Option mit einem Ausübungspreis von 50 € und einer Prämie von 5 € pro Aktie (in Summe 500 €).
– Long Call: Kauf einer Call-Option mit einem Ausübungspreis von 60 € und einer Prämie von 2 € pro Aktie (in Summe 200 €).
Die Nettoprämie, die der Trader erhält, beträgt 3 € (5 € – 2 €) bzw 300 €.
Szenario 1: Der Kurs der Aktie bleibt unter 50 €.
– Beide Optionen verfallen wertlos.
– Der Trader behält die Nettoprämie von 300 € als Gewinn.
Szenario 2: Der Kurs der Aktie steigt auf 55 €.
– Die Short Call Option wird ausgeübt, und der Trader muss die Aktie für 50 € verkaufen, obwohl sie nun 55 € wert ist.
– Die Long Call Option verfällt wertlos.
– Der Verlust beträgt 500 € (100 x (55 € – 50 €)), aber der Trader hat eine Nettoprämie von 300 € erhalten.
– Der Nettoverlust beträgt 200 €.
Szenario 3: Der Kurs der Aktie steigt auf 65 €.
– Die Short Call Option wird ausgeübt, und der Trader muss die Aktie für 50 € verkaufen, obwohl sie nun 65 € wert ist.
– Die Long Call Option wird ausgeübt, und der Trader kann die Aktie für 60 € kaufen.
– Der Verlust beträgt 1.000 € (100 x (65 € – 55 €)), aber der Trader hat eine Nettoprämie von 300 € erhalten.
– Der Nettoverlust beträgt 700 €.
Gewinn- und Verlustprofil eines Bear Call Spreads
Das Gewinn- und Verlustprofil eines Bear Call Spreads sieht wie folgt aus:
– Maximaler Gewinn: Der maximale Gewinn wird erzielt, wenn der Kurs des Basiswertes unter dem niedrigeren Ausübungspreis (der verkauften Call Option) bleibt und beträgt die Differenz der erhaltenen und gezahlten Prämien.
– Maximaler Verlust: Der maximale Verlust tritt ein, wenn der Kurs des Basiswertes über dem höheren Ausübungspreis steigt und beträgt die Differenz zwischen den beiden Ausübungspreisen abzüglich der Nettoprämie.
Vorteile von Bear Call Spreads
– Begrenztes Risiko: Der maximale Verlust ist begrenzt durch den Long Call.
– Erhaltene Prämie: Der Trader erhält eine Nettoprämie durch den Verkauf des Short Calls und den Kauf des Long Calls.
– Profit bei moderat fallenden oder stabilen Kursen: Diese Strategie kann profitabel sein, wenn der Kurs des Basiswertes moderat fällt oder seitwärts verläuft.
Nachteile von Bear Call Spreads
– Begrenzter Gewinn: Der maximale Gewinn ist begrenzt durch die Differenz der erhaltenen und gezahlten Prämien.
– Komplexität: Diese Strategie erfordert ein gutes Verständnis der Optionsmärkte und der Preisbewegungen.
Fazit
Call Optionen sind ein wertvolles Instrument für Investoren und Trader, die von fallenden Kursen profitieren oder ihre Short Positionen absichern möchten. Außerdem können sie beim Verkauf hohe Gewinnwahrscheinlichkeiten aufweisen und dienen somit oft als „Income Trades“ (Einkommens-Strategien).
Call Optionen sollten nicht ohne Absicherung verkauft werden:
Variante A: Du besitzt bereits 100 Aktien pro Options-Kontrakt
Variante B: Du handelst abgesichert inkl. Kauf einer Call Option (Bear Call Spread Strategie).
Andernfalls könntest du nach stark steigenden Kursen zum Verkauf von 100 Aktien zu deinem gewählten Ausführungspreis verpflichtet werden und musst die 100 Aktien zu einem weitaus höheren Preis zum aktuellen Kurs wieder einkaufen.
Bear Call Spreads sind eine tolle Möglichkeit Prämien zu verdienen, und gleichzeitig den Verlust zu begrenzen. Sie benötigen aber eine Gewisse Vorkenntnis über die Optionsmärkte und deren Verhaltensweisen.
Generell lässt sich festhalten, dass Call Optionen vielseitig als Investor oder Trader eingesetzt werden können.
Man muss sich jedoch unbedingt vor Beginn des Handels über das individuelle Gewinn- / Verlust Szenario der jeweiligen Strategie bewusst sein.
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